Der Sudanese Omar Ahmad Kuri hat einen langen Weg hinter sich. Er kam als Flüchtling, ist in seiner Firma inzwischen zum Chefmonteur aufgestiegen und hat im Emsland eine Familie gegründet.
Aus dem Sudan nach Meppen und vom Lehrer zum Monteur

Gekommen, um zu bleiben

Omar Ahmad Kuri verschlug es 2016 mit der großen Flüchtlingswelle aus dem Sudan nach Meppen im Emsland. Er suchte sich so schnell wie eben möglich Arbeit. Die fand er bei der Meppener Firma Westermann. Schon 2017 und auch heute noch sagt er mit einem strahlenden Lächeln dasselbe: „Ich bin hier sehr zufrieden.“

Der studierte Lehrer spricht inzwischen sehr gut deutsch. Seinen Job übt er mit großer Hingabe und Zuverlässigkeit aus. Seine Firmentreue ist kein Zufall: „Ich habe die Firma Westermann in meinem Blut.“ Wer ihm bei der Arbeit zuschaut, sieht schnell, dass dies keine Floskel ist. Zudem ist er viel muskulöser als vor sieben Jahren. „Ich trainiere oft im Fitnessstudio meiner Firma“, lüftet er das Geheimnis.

Firmenchef Alfons Westermann weiß, was er an Omar Ahmad Kuri hat. „Er ist immer bereit, Überstunden zu machen, wenn es sein muss.“ Sein „Chefmonteur ist absolut zuverlässig“. Anfangs verdiente Omar Ahmad Kuri bei Westermann Radialbesen rund zehn Euro, heute ist es fast das Doppelte. Dabei ist für den 39-jährigen die Firma so etwas wie sein zweites Zuhause. Unternehmer Alfons Westermann beschäftigt 40 Mitarbeiter, darunter sind acht Sudanesen und drei Chinesen. Ein vierter Asiat soll in Kürze in Meppen seine Arbeit aufnehmen. Um ihm den Start zu erleichtern, finanziert der Meppener Firmeninhaber ihm sogar Sprachkurse am Goethe-Institut in China.

Westermann schätzt die Charaktere seiner Mitarbeiter: „Ob Chinesen oder Sudanesen. Meine Leute wollen sich hier in Deutschland ein neues Leben aufbauen.“ Dies ist Omar Ahmad Kuri sehr gut gelungen.

Odyssee vom Sudan über Libyen und Italien nach Deutschland

Dabei hat er wie die meisten seiner Landsleute eine wahre Odyssee hinter sich. Nach der Flucht aus dem Sudan ging es über Libyen und das Mittelmeer nach Italien. „Mit dem Boot war es sehr gefährlich.“ Während er das sagt, wird die Stimme sehr leise, seine Unterlippe zittert. Die Erinnerungen bewegen ihn sichtlich. Dann hieß es nur: „Geh weiter nach Deutschland!“ Über Österreich kam er so Ende 2015 zuerst ins Erstaufnahmelager nach Bramsche.

Mit weiteren jungen Landsmännern landete er schließlich im emsländischen Dorf Rühle bei Meppen. Dank der Initiative der damaligen Ortsvorsteherin Juliane Große-Hopp und ihrer Helfer fanden hier viele Sudanesen eine gemeinsame Unterkunft. „Es ist toll, was sie damals für die Sudanesen getan hat“, sagt Alfons Westermann. Juliane Große-Hopp half ihnen nicht nur bei den Behördengängen, sondern suchte ihnen Wohnungen und Jobs. So kam der Kontakt zu Westermann Radialbesen zustande.

Dabei hat Omar Ahmad Kuri eine harte Zeit hinter sich. Eine anfangs in Deutschland diagnostizierte Knochenkrebserkrankung ließ ihn verzweifeln. Der Traum vom neuen Leben war von einer auf die andere Sekunde zerplatzt. Wochen später konnte er wieder lächeln. Eine zweite Universitätsklinik gab Entwarnung. Es war nur eine harmlose Entzündung.

Seitdem geht es für ihn bergauf. In der ersten Zeit fuhr er noch mit dem Fahrrad von der Unterkunft in Rühle nach Meppen zur Arbeit. Heute lebt er in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Meppen-Esterfeld und fährt sein eigenes Auto. Dankbar ist er seinem Firmenchef Alfons Westermann, dass dieser nach dem Großbrand der Firma Ende 2022 an der Schützenstraße nicht aufgab, und in Meppen-Nödike in den ehemaligen Hallen der Firma Elektra-Beckum wieder durchstartete.

Familienglück und Heimweh

Ein Wunsch bleibt aber wohl für immer unerfüllt: „Ich darf nicht in den Sudan reisen.“ Das wäre aufgrund der politischen Situation für ihn viel zu gefährlich. „Ich habe aber fast jeden Tag Heimweh.“ Nur zu gerne würde er seinen Vater und seine zwölf Geschwister wieder in die Arme schließen. Dafür erlebte der 39-Jährige im vergangenen Jahr ein ganz besonders Weihnachtsfest. Seine Jugendliebe Ekam Makhazim Somo Toto kam am 25. Dezember 2022 nach Deutschland. Dank eines speziellen sudanesischen Ehegesetzes konnte Omar Ahmad Kuri die 29-jährige „in Abwesenheit“ heiraten. „Mein Vater hat mich vertreten.“ Mit einer Vollmacht konnte sein Vater als Stellvertreter seines Sohnes die junge Frau ehelichen. Das Paar lebt jetzt zusammen in Meppen. Und das nicht mehr allein: Vor kurzem wurde Tochter Zeynab geboren.