Die Heimspiele in der EmslandArena und im Euregium hat Björn Buhrmester stets auf dem Plan, um den Job als Handballprofi im Emsland, als Physiotherapeut in der Grafschaft Bentheim und das Privatleben unter einen Hut zu bekommen.
Handballer und Physiotherapeut Björn Buhrmester

Der Spagat zwischen Beruf und Leistungssport

Halb Handballprofi, halb Physiotherapeut – Björn Buhrmester steht seit 2009 beim Zweitligisten HSG Nordhorn-Lingen zwischen den Pfosten und arbeitet auch als Physiotherapeut. Ein Leben zwischen Sporthalle und Praxis.

„Der Sport beeinflusst mein Leben eigentlich fast zu 100 Prozent“, gesteht Buhrmester, der in der soeben abgelaufenen Saison von den Trainern und Managern der 2. Bundesliga zum Torhüter der Saison gewählt wurde. „Der Handball hat einen hohen Stellenwert, weil das auch mein Beruf ist.“ Er mache das nicht nur zum Spaß, betont er. „Denn dafür ist das schon sehr intensiv – sowohl zeitlich als auch von der Kraft her.“

Handballverrückt von Kindesbeinen an

Buhrmester stammt aus dem Kreis Minden-Lübbecke. „Da hat jedes Dorf einen Handballverein – so wie es hier mit den Fußballvereinen ist.“ Die ersten Bälle hielt er aber nicht beim traditionsreichen TSV GWD Minden, sondern beim VfB Holzhausen vor den Toren Mindens. „Die ganze Familie war handballverrückt. Mein Vater, Opa und die Cousins haben gespielt, Onkel Jens Buhrmester sogar mit GWD in der Bundesliga“, zählt er auf. Da ist es kein Wunder, dass Buhrmester Handballprofi wurde. „Ich erinnere mich nur an eine einzige Partie, in der ich im Feld gespielt hab“, sagt er. Sein Talent im Tor zeigte sich früh, mit seinen Mannschaften sammelte er Titel, sodass er mit 19 Jahren erstmals im Kader der ersten Mannschaft von Lübbecke stand.

Von Ostwestfalen Richtung Emsland und Grafschaft Bentheim

Die HSG Nordhorn-Lingen ist Buhrmesters erste Station außerhalb Ostwestfalens. Seit elf Jahren lebt er in der Grafschaft, lernte dort seine Freundin kennen und baute sich neben den Freunden aus Minden in Nordhorn einen neuen Freundeskreis auf. Der Sport prägt Buhrmesters Alltag. Sieben bis acht Trainingseinheiten stehen pro Woche an, zweimal morgens und vier- bis fünfmal abends. Hinzu kommt am Wochenende das Spiel. „Dafür geht viel Zeit drauf, wodurch Zeit für andere Sachen einfach nicht da ist.“

Sport, Job und Freizeit unter einen Hut bringen

Während früher seine Freunde feiern gingen, blieb der 1,96 Meter große Keeper zu Hause. „Im Moment ist es nicht anders“, gibt Buhrmester zu. Während andere die Wochenenden spontan angehen, plant der 33-Jährige frühzeitig, wann er etwas mit seiner Freundin unternimmt. „Man schaut schon recht früh auf den Saisonplan und die Heimspiele in der EmslandArena und im Euregium“, schmunzelt er. Ebenfalls mit seinem Privatleben unter einen Hut bekommen muss Buhrmester seinen Job als Physiotherapeut im Rehazentrum Hermann Novaku. Dort arbeitet er 20 Stunden in der Woche. Zwei feste Tage, die übrigen Stunden verteilt Buhrmester. „So wie wir dann immer spielen.“

Ausbildung und Leistungssport

2014 schloss Buhrmester die dreijährige Ausbildung zum Physiotherapeuten ab. Lernen, trainieren, schlafen und am Wochenende Handball spielen – das war in dieser Zeit sein Rhythmus. „Die Ausbildung war nicht schwierig, aber es war viel Stoff, den man lernen musste. Da blieb viel auf der Strecke.“ HSG-Trainer Heiner Bültmann erinnert sich noch gut daran, insbesondere an die langen Auswärtsfahrten seines Teams: „Drei Jahre lang habe ich Björn im Bus nur ganz hinten in seinen Büchern vergraben gesehen. Da musste er schon ordentlich einen Spagat schaffen.“

2. Liga zahlt heute professionellere Gehälter

Im Prinzip kombinieren alle Akteure der HSG Nordhorn-Lingen Beruf oder Studium mit dem Sport. „Die meisten Handballer sind sehr ehrgeizig  und könnten auch im Beruf erfolgreich sein“, betont der HSG-Coach. „Aber wir haben schon ambitionierte Ziele“, wollen Bültmann und Co. doch gerne in die 1. Bundesliga. Ausbildung oder Studium stehen trotzdem allen offen. „Bloß, das dauert dann manchmal ein bisschen länger als bei anderen.“ Buhrmester hat es geschafft und könnte zurzeit vom Handball leben: „Ich sage mal so: Solange man spielt, wird man keine Probleme haben.“ Die 2. Bundesliga sei professioneller geworden und habe die Gehälter angepasst. Natürlich sei es von Spieler zu Spieler unterschiedlich. „Große Rücklagen kann man aber nicht davon bilden, dass man sagt, ich mache die nächsten zehn Jahre nichts – wie ein Fußballprofi.“

Pläne nach der aktiven Zeit

Geht es nach Buhrmester, bleibt es noch einige Jahre bei der Doppelbelastung als Handballer und Physiotherapeut. Sein Vertrag bei der HSG läuft noch zwei Jahre. Wann er seine aktive Laufbahn beenden wird, hat er noch nicht entschieden. „Mein Ziel ist es, so lange wie möglich zu spielen. Weil es mir auch echt Spaß macht.“ Was nach seiner aktiven Laufbahn folgen soll, weiß Buhrmester bereits: „Ich würde dem Handball gerne treu bleiben. Möglicherweise als Torwarttrainer.“ Er habe zwar immer gesagt, er würde die Zeit nach dem Handball genießen, „aber ich glaube, mir würde etwas fehlen“.