„Technik soll für alle zugänglich sein – unabhängig vom Geldbeutel.“ Ansgar Cordes, Geschäftsführer von ITSCO in Meppen
Kreislaufwirtschaft im IT-Sektor: ITSCO aus Meppen zeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften geht

Ein Nachhaltigkeitsvorreiter für Europa

Was heute unter dem Begriff „Refurbished“ zunehmend an Bedeutung gewinnt, macht Ansgar Cordes bereits seit 1999. Sein Meppener Unternehmen ITSCO betreibt nachhaltiges Wirtschaften durch die professionelle Aufbereitung gebrauchter IT-Hardware – und zählt zu den führenden Refurbishern Europas. Mit seinem Unternehmen erreichte er jüngst den dritten Platz beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025.

Das Thema Nachhaltigkeit schreiben sich inzwischen zahllose Unternehmen auf ihre Fahnen. Ein Meppener Unternehmen geht aber schon seit über zwei Jahrzehnten mit Taten voran: ITSCO. Ob Notebooks, PCs, Tablets oder Smartphones: ITSCO verhilft ausgemusterter Business-Hardware zu einem zweiten Leben. Was früher als Elektroschrott galt, wird hier zu einer nachhaltigen Lösung für Unternehmen, Schulen und Privathaushalte. Die gebrauchten IT-Geräte werden professionell aufbereitet und anschließend in großen Stückzahlen europaweit verkauft. Geschäftsführer Ansgar Cordes und seine Tochter Alissa führen das Familienunternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden – inklusive acht Auszubildenden – mit einer klaren Vision: IT-Zukunft ressourcenschonend und sozial gestalten.

Das hatte nun erfreuliche Konsequenzen für das emsländische Unternehmen: ITSCO wurde für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert und hat es im Bereich Informationstechnologie mit global agierenden Konzernen wie Epson und HP aufgenommen. Die bloße Nominierung gilt bereits als große Anerkennung für den konsequenten Einsatz in Sachen Klimaneutralität und Ressourcenschonung – unter die Finalisten aufgerückt zu sein, freut Ansgar Cordes sehr: „Wir sind stolz auf diesen sensationellen dritten Platz hinter diesen beiden globalen Größen!“ Der renommierte Preis wird im Dezember 2025 in Düsseldorf verliehen und von EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall begleitet.

Wie eine Jugenderfahrung in Twist die Geschäftsidee prägte

Die Idee, gebrauchte IT-Geräte wieder in Umlauf zu bringen, entstand bei Ansgar Cordes aus einer persönlichen Erfahrung: Als Jugendlicher in Twist war er fasziniert von Computern, lernte in der Schule an einem C64 das Programmieren, hatte jedoch keinen Zugang zu eigener Hardware. „Ich wollte schon damals, dass Technik für alle zugänglich ist – unabhängig vom Geldbeutel“, sagt Cordes. Aus dieser prägenden Erfahrung heraus entstand eine soziale Verantwortung, die ITSCO bis heute lebt.

Diese Verantwortung lebt Cordes aber auch in seiner Familie. Nachhaltigkeit und Inklusion sind Werte, mit denen seine Töchter aufgewachsen sind. Und so stellt auch Alissa, die bereits während des BWL-Studiums im Unternehmen mitarbeitet, ganz selbstverständlich fest: „Wir achten im Unternehmen sehr stark auf die Gemeinschaft, auf einen respektvollen Umgang.“ Und schiebt frei von der Leber weg einen Führungssatz hinterher, an dem so manche Manager scheitern: „Ohne eine gesunde menschliche Basis kann man ja auch nicht miteinander arbeiten.“

Der Einstieg ins Familienunternehmen läuft entsprechend ohne Druck. Nach dem Studium werde sie erst einmal einige Jahre in anderen Unternehmen arbeiten, um Erfahrungen und Input zu sammeln. Dass die Nachfolge in einem Familienunternehmen kein Selbstläufer ist, war auch bei Cordes schon lange klar. „Wir haben uns dem Verband Die Familienunternehmer angeschlossen, in dem es auch Workshops und Netzwerke gerade für die Junioren gibt“, erklärt die 22-Jährige. Ursprünglich hatte Alissa mit einem medizinischen Studium geliebäugelt, „mein Vater hat mir aber auch immer gezeigt, wie erfüllend die unternehmerische Arbeit sein kann.“ In diesem Sinne schieben die beiden nun gemeinsam Projekte an, die den Mitarbeitenden zugute kommen, wie einen neuen Pausenbereich, in dem sich wirklich abschalten lässt.

Nachhaltigkeit in jeder Dimension und zehn Millionen Euro Umsatz

Heute macht ITSCO rund zehn Millionen Euro Umsatz pro Jahr und verschickt täglich bis zu 500 Pakete. Das Prinzip: Große Unternehmen aus der Industrie, Banken oder öffentliche Träger leasen ihre IT-Geräte und sortieren sie oft schon nach wenigen Jahren aus, obwohl diese für die meisten Anwendungen noch lange nutzbar sind. ITSCO kauft diese Geräte palettenweise auf. Die 50 Mitarbeiter im Euroindustriepark Meppen-Versen übernehmen dann die professionelle Aufbereitung: Sie werden bei ITSCO zertifiziert gelöscht, technisch geprüft, aufbereitet – und schließlich klimafreundlich verpackt versendet, komplett ohne Plastik. Eine hauseigene Solaranlage produziert für das Unternehmen sogar mehr Strom, als es verbraucht. Mitarbeitende laden ihre E-Fahrzeuge an unternehmenseigenen Ladesäulen mit selbsterzeugtem Strom – ein weiterer Schritt hin zur CO2-Neutralität. Allein im Jahr 2023 konnten durch ITSCOs Kreislaufwirtschaft laut interner Berechnung rund 800 Tonnen CO2 eingespart werden.

Externe Anerkennung und regionale Wertschätzung

Für dieses konsequente Engagement wurde ITSCO mehrfach als „Top Shop“ von Computer Bild ausgezeichnet und erzielte laut Stiftung Warentest 09/2025 das größte Einsparpotenzial unter allen getesteten Refurbishern. Die Stiftung Warentest ist bereits auf ITSCO aufmerksam geworden und hat Ansgar Cordes in ihren Fachbeirat „Verkaufsplattformen für Refurbished Notebooks“ berufen und auch die Politik erkennt den Vorbildcharakter an: Bei einem Unternehmensbesuch zeigten sich Meppens Bürgermeister Helmut Knurbein und Wirtschaftsförderer Alexander Kassner beeindruckt vom Zusammenspiel aus nachhaltigem Wirtschaften, sozialem Engagement und digitaler Innovation.

Refurbished statt neu – für eine faire, digitale Zukunft

ITSCO beweist, dass nachhaltiges Handeln, ökonomischer Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung kein Widerspruch sind. Mit seinen Produkten und Werten macht das Unternehmen nicht nur das Emsland zukunftsfähig, sondern wirkt weit über die Region hinaus – ein echter Macher-Betrieb im besten Sinne.