„Wir sind überzeugt von der Art, mit der man im Emsland zusammenarbeitet.“ Josef und Jonas Feldhaus, Gründer und Geschäftsführer von TEKTON BENDING
Innovation und Wachstum: TEKTON BENDING und Charger in Emsbüren

Erfolg durch Unternehmergeist, eine Menge Ideen und ein festes Fundament

Vom Bergmann zum Maurer, zum Zimmermann, zum Architekten, zum Rohrhersteller und -verarbeiter, zum Ladepark-Betreiber – ist das ein einzelner Lebenslauf? Ja, und der ergibt ganz schnell einen Sinn, wenn sich die bodenständige Person hinter dem Weg vorstellt. Die Macher hinter TEKTON BENDING und Tekton Charger - Ladepark Emsbüren.

„Den Mut, eingefahrene Wege zu verlassen, muss man haben, aber es kann nicht Harakiri sein“, blickt Josef Feldhaus sowohl zurück als auch voraus und lacht. Nach seiner Ausbildung zum Bergmechaniker (heute Bergbautechnologe) war für ihn schnell klar: Er brauchte mehr Sonne über dem Kopf, aber das Handwerk, die Technik und die Umsetzung von Visionen sollten ihn weiter begleiten. Also schloss er Ausbildungen zum Maurer und Zimmermann an, bevor er schließlich Architektur studierte und ein eigenes Büro eröffnete – das erfolgreich wuchs und das er später mit einer Geschäftspartnerin gemeinsam führte. Soweit so gut. Oder? Nicht, wenn der Blick auch stets über den Tellerrand hinausgeht und im Hintergrund eine Familie mit Werkel-Leidenschaft und die Idee stehen, Dinge zum Besseren zu verändern.

Ein Blick für Potenzial, Mut und der passende Moment

Als die Geschäftspartnerin sich 2011 in den Ruhestand verabschiedete, stand Josef Feldhaus vor der Frage: Allein die Verantwortung tragen und das Architekturbüro mit zehn Mitarbeitenden weiterführen oder etwas Neues wagen? Immer mal wieder hatten er und sein Sohn Jonas die Idee gesponnen, dass man eines Tages eine „Metallverarbeitende Manufaktur“ betreiben werde. Als sich zeitgleich die Möglichkeit ergab, ein insolventes Unternehmen für die Herstellung und Verarbeitung von Rohren zu übernehmen, sah Josef Feldhaus das Potenzial im Unternehmen. Gemeinsam mit seiner Familie hielt er – da er sich als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden, also als Gerichtssachverständiger, bereits seit 2000 ein zweites Standbein aufgebaut hatte – auch das finanzielle Risiko für kalkulierbar und wagte den Schritt, obwohl Jonas zu der Zeit noch auf dem Weg zum Abitur war.

Vom Handwerksbetrieb zum erfolgreichen Spezialisten

Heute steht mit TEKTON BENDING ein Unternehmen, das seit 2011 von 30 auf 50 Mitarbeitende und dessen Umsatz von vier auf etwa zehn Millionen Euro pro Jahr gewachsen ist, indem es erfolgreich Rohre und Rohrsysteme individuell entwickelt, herstellt, be- und verarbeitet und verschiedene Arten von Rohrbiegearbeiten durchführt. Der Name kommt aus dem Griechischen von ‘tekton’ bzw. ‘tektur’, was so viel wie ‘das Gestalten’ bedeutet. „Wir stellen ausschließlich Zeichnungsteile her, aus denen dann etwas Neues gestaltet wird“, erklärt Jonas, der seit 2022 Geschäftsführer des Unternehmens ist, das Geschäftsmodell. „Das sind spezielle Anfertigungen für Kunden, die ab Menge 1 mit einem Prototypen losgehen und dann auf Jahresmengen von 500 bis 50.000 Teile hinauslaufen.“ Jeder Artikel ist einmalig, hat eine eigene Arbeitsmappe, eigene Zeichnungen, eigene Prüfprotokolle, Maschinenprogramme und Anforderungen.

Diese Metamorphose gelang, weil die Geschäftsführer die Kernkompetenzen des Unternehmens immer wieder auch mit Hilfe von Beratern abgeklopft und reinvestiert haben. „Wir haben uns von einem Handwerksbetrieb in der Stückfertigung hin zu einem Industriebetrieb mit industriell genormten Fertigungssystemen, Zertifizierungen und modernem, flexiblem Maschinenpark entwickelt“, erklärt Josef Feldhaus.

Kleine Teile für das große Ganze

TEKTON BENDING beliefert heute über 40 verschiedene Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, schließt bewusst aber Branchen wie die Autoindustrie aus. „In der Massenproduktion sind andere Hersteller aus Asien einfach günstiger, aber wir können das Spezielle“, erklärt Jonas. Seine Kunden finden sich im Mittelstand, was den komplexen Produktionsprozess erleichtert, und haben meist Jahreskontrakte. Bis ein Teil in die Produktion geht, kann ein halbes bis ganzes Jahr vergehen: Der Prototyp wird zwei-, dreimal produziert, geprüft, verbaut, optimiert und der Prozess von vorn gestartet. Die fertigen Teile finden sich unter anderem in der Energie-, Reha-, Agrar-, Heizungs- oder Bahntechnik. „Sie sind überall dort, wo Rohre und Biegeteile benötigt werden – ob bei Rollstühlen, Stromabnehmern oder Zugtoiletten, in Amazon-Logistikzentren oder Särgen für den Flugtransport.“ Mal sind sie noch zu sehen, oft aber nicht mehr zu erkennen.

Wie Ideen wachsen – und gedeihen können

„Bei uns Zuhause wurde schon immer gemeinsam gebastelt und geschraubt“, erinnert sich Jonas und sein Vater ergänzt: „Man muss ja erfahren, dass die Vision, die man hat und macht, auch umsetzbar und baubar ist oder eben andere Lösungen finden.“ Das freie Experimentieren, Schrauben, Bauen und Nachjustieren hat einen Nährboden gelegt für einen wachen unternehmerischen Blick und Neugierde. Sie sind für die Unternehmer wesentlicher Bestandteil im Tagesgeschäft, aber auch für langfristige Strategien. „Für uns ist es wichtig, immer wieder auch über den Tellerrand zu schauen“, sagt Jonas Feldhaus. Ihre Unternehmenskultur fördert die Entstehung von Ideen und bietet auch die Möglichkeit, damit voranzuschreiten.

Beim Tekton Charger - Ladepark Emsbüren haben die Unternehmer die Idee Schritt für Schritt immer weiter reifen lassen und umgesetzt. Angeschoben wurde sie von verschiedenen Punkten: „Zum einen haben wir, als die Strompreise 2021 explosionsartig anstiegen, eine sehr große PV-Anlage mit über 2000 Platten und 840 kW im Peak auf das Dach des Unternehmens gesetzt“, erklärt Jonas. „Die liefern natürlich auch Strom, wenn wir als Ein-Schicht-Betrieb in den Feierabend gehen.“ Als die Strompreise fielen und sich die Amortisationszeit enorm zu verlängern drohte, keimte die Idee, den Strom nicht nur für die eigene Produktion und Firmenwagen zu nutzen, sondern auch zu verkaufen. Darüber hinaus kamen immer wieder Anfragen, ob ein Teil des Firmengeländes zu kaufen oder zu pachten sei, weil es mit der Nähe zur Autobahn strategisch sehr günstig für einen Ladepark liegt. „In Sachen IT sind wir ebenfalls sehr gut aufgestellt und haben zum Schluss ja auch einen Experten in Sachen Bau in den eigenen Reihen“, sagt Jonas mit einem Grinsen im Blick auf seinen Vater.

Komfort trifft Technik: Ein Ladestopp mit Konzept

Mit Logistik und Strom haben die Unternehmer sonst eigentlich nichts am Hut. Aber dunkle Ladepunkte auf Industrieflächen oder an vielbefahrenen Straßen kennen sie als Nutzer von E-Fahrzeugen selbst. „Manche Hürden bei der Infrastruktur müssen nicht sein. Architektonisch war für uns klar, dass man das besser machen kann“, lacht Jonas Feldhaus – und der Erfolg des Konzepts gibt ihm Recht. Tekton Charger - Ladepark Emsbüren ist technisch auf dem neuesten Stand, stellt vor allem aber das Wohlbefinden der Nutzer in den Vordergrund. „Wir haben genau beobachtet, was die verschiedenen Nutzer beim Ladestopp benötigen“, erklären die beiden Unternehmer. So entstand in einer zweijährigen Planungszeit eine einladende, zu jeder Tages- und Jahreszeit helle Fläche mit derzeit 14 Ladepunkten für PKW und LKW mit bis zu 400 kW Ladeleistung. Es gibt einladende, kräftige Farben an den Lichtsäulen, einen Spielplatz für Kinder, eine Hundewiese nebenan, einladende Sitzgelegenheiten und kürzeste Wege zu Toiletten und Imbiss. „Es ist ein Gesamtkonzept, das richtig Spaß macht“, sind die Macher überzeugt, denn sie wissen: „Was da alles steht, ist nicht zufällig entstanden, sondern eine Summe aus vielen durchdachten Ideen – trotzdem ist der Ladepark noch nicht zu Ende, wir hören weiter zu, evaluieren und arbeiten weiter daran.“ Ein Unterstand für E-LKW-Fahrer, weitere Lademöglichkeiten und eventuell auch park4night sind noch in der Diskussion.

Das Emsland ist eine Region mit Zukunft und Potenzial

Nicht nur der Standort und die Voraussetzungen für den Ladepark waren in Emsbüren von Vorteil. „Wir sind überzeugt von der Art, mit der man im Emsland zusammenarbeitet“, erklärt Josef Feldhaus. Die Emsländische Volksbank war von Anfang an ein starker Partner in der Finanzierung von Projekten. „Das muss natürlich alles Hand und Fuß haben und ist solide durchkalkuliert, es gehört aber auch immer eine Portion Mut und Zuversicht dazu.“ Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Standort auch noch nicht zu Ende. „Im Emsland gibt es einfach viel zu entdecken und zu machen.“