Johann Böker hat eine Vision: Die Energiewende sei zu schaffen, davon ist der junge Emsländer überzeugt. „Die Technologie dazu ist verfügbar. Wir müssen sie nur intelligent einsetzen.“
Lingener Firma will Energiewende schaffen

Junge Visionäre setzen auf Solar

Johann Böker aus Lingen ist Gründer der Firma Greenflash. Der gelernte Elektroniker möchte mit seinem Unternehmen dazu beitragen, die Energiewende voranzubringen. Das Bemerkenswerte daran ist: Er ist erst 23 Jahre alt und hat ein 20-köpfiges Team um sich geschart, das bereits mehrere regionale Firmen betreut.

Mit seinen Angeboten im Bereich Projektent und -abwicklung, Ladeinfrastruktur und einer selbst entwickelten Software geht er weit darüber hinaus, Photovoltaikanlagen lediglich zu installieren. Vielmehr will er deren Potenzial durch intelligente Vernetzung umfassend für seine Kunden nutzbar machen. Die Software, die Greenflash implementiert, verbinde unterschiedliche Komponenten vom Solarpanel über den Ladepark für Elektroautos und eigene Speichersysteme bis zum Stromnetz. So könne das Unternehmen nach eigenen wirtschaftlichen Kriterien selbst entscheiden, was mit der Sonnenenergie, die über sein Dach einfließt, geschieht. Ein Vorteil beispielsweise sei, dass der am Wochenende erzeugte Strom auf Wunsch vorrangig in die eigenen Speicher gelenkt werden kann, und damit am Montag, unabhängig von der aktuellen Sonneneinstrahlung, die Produktion beginnen kann.

Grüner Strom für 150 Haushalte

„Ein Unternehmen, das wir betreuen, kann auf diese Weise durchschnittlich 150 Haushalte mit grünem Strom versorgen“, erzählt Böker. Es gelte, enorme ungenutzte Potenziale zu nutzen. Sehr viele Industrie- und Gewerbekunden könnten ihre Dachflächen nutzbar machen, indem sie sie mit Solarpanelen belegen. Die Dienstleistung von Greenflash beinhalte aber weit mehr als lediglich die Konzeption einer Solaranlage. Ein sogenannter Controller – also ein Steuergerät – wird in die Anlage implementiert, und dieser verbinde mit Hilfe intelligenter Software die einzelnen Komponenten. „Wir bleiben beim Kunden und betreuen ihn fortlaufend. Das Netzwerk wird permanent erweitert und angepasst“, schildert er. Allein schon für Sommer und Winter gelte es, verschiedene Szenarien zu optimieren.

Gründer kommen aus dem Handwerk

Böker hat nach seiner Ausbildung zum Elektroniker selbst Solaranlagen aufgebaut. „Ich komme aus dem Handwerk und habe gesehen, dass hier der Engpass ist. Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen wir die Gewerke miteinander vernetzen“. Wer mit dem jungen Emsländer spricht, bemerkt, dass er vor Enthusiasmus sprüht. Er könne sehr überzeugend sein, bestätigt Janna Grammersdorf. Seit zwei Monaten arbeitet die Meppenerin in der Marketingabteilung des jungen Unternehmens, das erst seit Januar besteht. Und doch umfasst das Team mittlerweile rund 20 Personen, Tendenz steigend. Die meisten von ihnen sind Techniker und Ingenieure. Fast alle habe sich Johann Böker aktiv gesucht. „Ich habe konkret nach Menschen gesucht, die vom Charakter zu uns passen. Die meisten konnte ich gewinnen“, erzählt er und betont den Teamcharakter. Einer der technischen Leiter sei sogar aus Passau ins Emsland gezogen, um an dieser Mission beteiligt zu sein.

Greenflash zählt bereits im neunten Monat seiner jungen Unternehmensgeschichte Firmen wie die Hermann Paus Maschinenfabrik in Emsbüren, Gerdes Fensterbau aus Lengerich, die Boll Logistik mit mehreren emsländischen Standorten oder Giga Coating in Twist zu seinen Auftraggebern. Eine Expansion auf den nordrhein-westfälischen Markt stehe kurz bevor: Ein Standort in Essen werde gerade aufgebaut. Danach möchte man Projekte in ganz Deutschland umsetzen.

Teamleistung

Böker, der sich rund um die Uhr im Büro am Fiskediek in Lingen-Laxten aufhält, sucht dafür laufend weitere Mitarbeiter. „Das alles ist eine Teamleistung. Würde ich es allein machen, so wäre es ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Gemeinsam und unter Ausnutzung der Ressourcen mittels intelligenter Technik die Energiewende schaffen – die Motivation dazu strahlt der energische Gründer jedenfalls aus.

von Christiane Adam