Ein Mal im Jahr verwandeln sich die kargen Sandböden in einen satten Farbteppich.
Im August und September blüht das Emsland

Landschaft in Lila

Sie ist nicht sonderlich anspruchsvoll oder verwöhnt, sie kommt mit wenig klar und doch strahlt sie in voller Pracht und verwandelt ganze Landstriche - zumindest im August und September - in ein violettes Blütenmeer. Die Heide gehört zum Emsland. Seit 5000 Jahren.

Seit die ersten Schafe und Ziegen domestiziert wurden, haben sie die Landschaft systematisch abgeknabbert. Die Heidelandschaft ist kein Naturgeschenk. Der Mensch hat den Wald gerodet oder abgebrannt und sein Vieh auf die Flächen getrieben. Das hat sämtliche Keimlinge aufgefressen und den Boden kahl gehalten. Den fruchtbaren Oberboden trugen die Ackerbauern ab und brachten ihn als Humus auf die Felder. Wo es wenig Nährstoffe und Wasser gab, setzte sich die karge Heide durch. Heute sind europaweit nur noch ein Prozent der Heideflächen erhalten. Manche Heideart ist gar ganz ausgestorben. Die Niedrige Schwarzwurzel war hierzulande komplett verschwunden. 2005 entdeckte eine Schäferin auf dem Hümmling 65 blühende Exemplare. Die Schäfer und ihre Tiere kümmern sich heute um den Erhalt der Heidelandschaften.

Auf den Mansenbergen nahe Groß Berßen pflegen Schafe und Ziegen eine acht Hektar große Fläche. Rund 65 Grabhügel erzählen hier noch ganz andere Geschichten aus dem Ur-Emsland. Ganze 280 Hektar groß ist die Sprakeler Heide im Naturschutzgebiet zwischen Lathen und Sögel.  In den Wachendorfer Wacholderhainen zwischen Lingen und Dalum arbeiten die Naturschützer an einer großflächigen Wiederherstellung der einstmals im Emsland typischen Sandlandschaft mit Heide, Wacholder und Flugsandfeldern. Auch im Lohner Sand blüht die erste Heide zart. Hier ahnt man langsam, welchen Zauber die Lila-Landschaft auf Dichter wie Hermann Löns ausgeübt hat. Aber auch wie unwirtlich und beschwerlich das Leben in der Heide gewesen sein muss.