„Die Emsländer haben einfach Bock!“ Markus Quadt, Lingener Gastronom, schätzt die Offenheit der Emsländer.
Vom Kaufmann zum Erfolgsgastronom in Lingen

Markus Quadt weiß, was die Emsländer wollen

Wenn man von Lingener Gastronomen spricht, führt an Markus Quadt kein Weg vorbei. Der 39-Jährige ist ein echter Macher und hat sich mit „seiner Alten Posthalterei, dem Butchers und der Sieben“ einen Namen gemacht.

Quadt probiert gerne aus, liebt das Reisen und lässt sich von anderen kulturellen Einflüssen inspirieren. Nicht etwa für eine Pause, sondern um ein Jahr im Ausland zu arbeiten, reiste er nach seiner Ausbildung für jeweils ein halbes Jahr nach Sydney, Spanien und für sechs Wochen nach China.

Doch von Anfang an: Nach seinem Abitur im Jahr 1998 und dem Wehrdienst bei der Bundeswehr, absolvierte Quadt eine Ausbildung zum Industriekaufmann beim Haselünner Unternehmen Berentzen und machte parallel seinen Betriebswirt. 2003 folgte der Abschluss als Diplom-Kaufmann. „Nebenbei habe ich schon immer gekellnert – viel auf Schützenfesten und dergleichen“, erinnert sich Quadt. Als er dabei eine Rechnung der externen Anbieter für Getränke in die Hände bekam, dachte er sich: „Das kann man doch selbst besser machen.“

Quadt war schon immer ein Macher und brachte sich mit neuen Ideen in seinen Ausbildungsbetrieb ein. Doch der ehrgeizige Lingener wollte mehr. Der Gedanke rund um einen mobilen Cocktail-Service ließ ihn schon seit längerem nicht mehr los. 2002 setzte er das Projekt dann in die Tat um und ging nebenberuflich mit Q-Barfly an den Start.

Von Anfang an nicht nur eine fixe Idee: Der erste Cocktail-Service

Aus dem Nebenerwerb wurde 2005 Quadts Hauptgeschäft. „Immer wieder musste ich mich dafür rechtfertigen. Ständig fragten mich Leute, ob ich nicht lieber etwas Vernünftiges machen wollte. Und dann auch noch ein Cockail-Service in einer Stadt wie Lingen“, berichtet er schmunzelnd. Doch Quadt ließ sich nicht entmutigen. Er wusste: „Die Leute wollen auch mal eine Alternative. Sie wollen genießen und eine gute Zeit haben.“

Seine Kenntnisse aus dem Studium, vor allem im kaufmännischen Bereich, kamen ihm dabei zu Gute. Angefangen mit einem kleinen Lagerraum im Keller seines Elternhauses, verfügt Quadt heute über ein Lager mit rund 500 Quadratmetern. Wer den Mann mit Unternehmergeist kennt, der weiß: Er hatte sich seiner Zeit schon längst die nächste Idee zurechtgelegt, und zwar einen Club mit guten Drinks mit festem Sitz in Lingen. Nach einigen Gesprächen und Verhandlungen entstand 2008 das Qurt am Einkaufszentrum Lookentor.

Das Club-Konzept am Wochenende geht auf – auch ohne Korn

Ein Tageskonzept in der Woche mit kalten und warmen Speisen und ein Konzept für das Wochenende inklusive DJ und guten Getränken war die Idee des Gründers. „Das Tageskonzept habe ich nach einem halben Jahr wieder eingestampft. Dafür war das Abendgeschäft völlig überlaufen“, sagt Quadt. Doch so etwas wie Korn, eines der emsländischen alkoholischen Getränke schlechthin, das gab es im Qurt nicht. „Auf Korn zu verzichten war für mich wie eine Art Türsteher. Es war eine drastische Entscheidung, aber ich habe den Leuten die Wahl gelassen: Entweder sie verzichten auf ihren bekannten Korn und wählen andere qualitative Getränke oder sie müssen sich ein anderes Lokal suchen.“

Als Vater ändern sich die Prioritäten

2012 erlebte Quadt zum ersten Mal die Vaterfreuden. Heute hat er mit seiner Frau, die er bei der Arbeit kennengelernt hat – eine einmalige Ausnahme, wie der Gastronom betont – drei Kinder. Als Papa änderte sich einiges. Prioritäten verschoben sich, so dass die Entscheidung fiel, nach fünf Jahren den Pachtvertrag nicht zu verlängern. Natürlich passierte dies nicht ohne etwas in der Hinterhand, denn die Pläne für das Butchers in der Schlachterstraße lagen schon auf dem Tisch. „Dort sind heute auch einige Elemente aus dem Qurt verbaut, die zum Beispiel neu verkleidet wurden“, erklärt er.

Unterdessen wurde ihm die Alte Posthalterei schmackhaft gemacht. Doch deutsche, rustikale Küche „Das war normalerweise nicht unbedingt mein Metier“, meint er. Die Neugier jedoch sowie die Lust auf Neues siegten und Quadt wagte 2014 den Schritt mit dem nächsten Projekt. „Geplant waren anfangs nur drei Festangestellte. Heute sind es 17.“

Quadt etabliert die Lingener Bier Kultur und macht das Hopfengetränk zum Erlebnis

Die Philosophie von Markus Quadt und seiner Mannschaft? „Mache alles so, als wenn es für dich selbst wäre.“ Das Konzept der bodenständigen deutschen ausnahmslos frisch gekochten Küche ging auf. Und auch die Spezialisierung auf besondere Biersorten kommt in Lingen mehr als gut an. 150 verschiedene Biere aus aller Welt hat die Alte Posthalterei mittlerweile im Angebot. Laut Quadt ein Ergebnis vieler Besuche bei Bierfesten und Messen in Deutschland. Auch diese Idee spinnt der Macher bis heute weiter. 2014 gab es erstmalig die Lingener Bier Kultur auf dem Universitätsplatz. Heute zählt sie zu den festen Veranstaltungen in Lingen und lockt jedes Jahr über 4.000 Besucher aus der Umgebung für die Verköstigung einiger Hopfengetränke von unterschiedlichen Brauereien an. „Mittlerweile stehen jedes Jahr 30 Brauereien auf der Warteliste. Diejenigen, die uns in den ersten drei Jahren treu waren, haben aber einen festen Platz“, erläutert der Bierkenner, der 2015 eine Ausbildung zum Biersommelier absolvierte.

Bei jedem Gang in die „Sieben" denkt er an seinen Großvater

„Eigentlich hatte ich genug zu tun“, sagt er verschmitzt. Doch wie es der Zufall wollte, wurde der Ratskeller, eines der alten Gastronomiehäuser gegenüber der Alten Posthalterei, frei. Schon so einige Gastronomen versuchten dort ihr Glück. Quadt schätzt das Gebäude sehr, sah Potenzial darin und setzte mit einem ungewöhnlichen Konzept an. Entsprechend dem Namen des Restaurants, Sieben, gibt es dort sieben wechselnde Gerichte. Wenn ein Gericht „aufgegessen“ ist, rückt ein neues an seine Stelle. Während sich in der Alten Posthalterei alles um Bier und im Butchers um Gin und gute Drinks dreht, steht im Sieben vor allem der Wein im Vordergrund. „Es war außerdem das erste Mal, dass ich ein Konzept gemeinsam mit meinem Team erstellt habe. Jeder noch so kleine Schritt wurde gemeinsam besprochen.“ Manchmal sei es anstrengend gewesen, aber heute ist er froh über diese Entscheidung. Quadt ist stolz auf sein Team: „Ohne sie läuft nichts. Heute definiere ich meinen Job auch anders, als noch vor zehn Jahren. Ich kümmere mich in erster Linie um meine Mitarbeiter, damit sie sich voller Elan um die Gäste kümmern können“, hebt er hervor.

Und noch eine Besonderheit hat das Sieben: „Immer wenn ich dort hineingehe, denke ich an meinen lieben Opi.“ Denn die Handschrift seines Großvaters ist nichts anderes als das Logo des Restaurants.

Bleiben einem mit drei erfolgreichen Gastronomie-Betrieben überhaupt noch Wünsche offen? „Auf jeden Fall“, lautet Quadts Antwort. Irgendwann würde er gerne das erste Stockwerk über der Alten Posthalterei ausbauen, um dort Gäste mit „dem schönsten Ausblick auf den Lingener Marktplatz“ begrüßen zu können. „Außerdem träume ich davon, irgendwann einmal Eiscreme selbst herzustellen, vielleicht in einer kleinen Eisdiele – ohne künstliche Zusatzstoffe, sondern besondere und natürliche Geschmäcker.“

„Die Emsländer haben Bock“

Heute weiß er, worauf es ankommt: „Wir Gastronomen sind dafür da, um Optionen zu bieten und treffen für unsere Gäste eine schöne Vorauswahl. Die Lingener wissen hier vieles zu schätzen – und überhaupt: Die Emsländer haben einfach Bock“, sagt er überzeugt. Genau das treibt Markus Quadt an und macht ihn zum Macher mit einer Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht zu Ende geschrieben ist.