„Als Hausärztin ist man für die Patienten, zum Teil auch für ganze Familien, eine Konstante. Außerdem laufen beim Hausarzt alle Fäden zusammen.“
Zukunft als Landarzt im Emsland

Mit Stipendium als Hausarzt aufs Land

Lisa Böttcher weiß heute genau, was sie will: Landärztin sein. Schon im ersten Semester ihres Medizinstudiums hat sie sich verpflichtet, später zumindest für eine gewisse Zeit als Hausärztin im Emsland zu praktizieren. Als Gegenleistung erhält sie im Rahmen der medizinischen Nachwuchsförderung finanzielle Unterstützung vom Landkreis Emsland.

Dabei war für die 26-Jährige lange nicht klar, dass sie Medizin studieren würde. „Ich hatte den Luxus, es mir aussuchen zu können“, erklärt sie. Allerdings habe sie sich erst nicht zugetraut, auch den naturwissenschaftlichen Teil des Studienfachs zu schaffen. „Aber ich habe es einfach probiert.“ Mittlerweile studiert die 26-Jährige im elften Semester Medizin an der Universität Jena. Im vergangenen Herbst hat sie ihr zweites Staatsexamen abgelegt und macht gerade das Praxisjahr in der Inneren Medizin an einer Klink in Saalfeld, etwa 50 Kilometer südwestlich der Universitätsstadt.

Stipendium zur Nachwuchsförderung vom Landkreis Emsland

Nach Stipendien hatte sich Lisa Böttcher schon zu Beginn ihres Studiums umgesehen. Sie stammt aus Ibbenbüren im Kreis Steinfurt und informierte sich deshalb auch dort. Das Angebot des Nachbarlandkreises Emsland sagte ihr zu: „Ich fand das sehr attraktiv. Ein vergleichbares Angebot habe ich nirgendwo sonst gefunden.“ Nach ihrer Bewerbung kam kurz vor Weihnachten 2014 die Einladung zum Vorstellungsgespräch. „Das passte dann von beiden Seiten.“ Seit dem ersten Semester wird sie nun im Rahmen der Nachwuchsförderung Meilenstein Weiterbildungsgesellschaft des Landkreises mit 500 Euro pro Monat unterstützt. Dadurch konnte sich die Studentin von Anfang auf das Studium konzentrieren, das „stressig genug gewesen ist“, sagt sie. Manche Kommilitonen müssten Nebenjobs annehmen, um sich das Studium zu finanzieren. Nur über eine begrenzte Zeit arbeitete Böttcher selbst nebenbei als Hilfswissenschaftlerin in der Abteilung für Neurologie, allerdings „rein aus Interesse“.

Eine Konstante für ganze Familien

Die finanzielle Zuwendung des Landkreises bekommt sie nicht ohne Gegenleistung: Böttcher musste sich verpflichten, nach dem Studium fünf Jahre lang als Hausärztin im Landkreis Emsland zu arbeiten. „Bisher habe ich es nicht bereut“, versichert die 26-Jährige. Sie möchte nach dem dritten Staatsexamen, das sie Ende dieses Jahres ablegen wird, die Facharztausbildung im Bereich Allgemeinmedizin machen. „Als Hausärztin ist man für die Patienten, zum Teil auch für ganze Familien, eine Konstante“, findet sie. Auf den langjährigen Kontakt zu den Menschen freut sie sich besonders. „Außerdem laufen beim Hausarzt alle Fäden zusammen.“

Viele Fördermöglichkeiten für Allgemeinmediziner

Lisa Böttcher war eine der Ersten, die die finanzielle Unterstützung des Landkreises erhielten. Seit 2015 können jährlich fünf Studierende der Humanmedizin ein Stipendium bekommen. 500 Euro pro Monat können die angehenden Ärzte während eines Praktikums beantragen, 400 Euro gibt es über die zwölf Monate des Praktischen Jahres. Wer sich für eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner entscheidet, kann für die betreffenden zwei Jahre ebenfalls 500 Euro im Monat erhalten. Auch bereits ausgebildeten Hausärzten, die sich im Emsland niederlassen, macht der Landkreis Angebote: Sie erhalten eine einmalige Zuwendung von 15.000 Euro, in „akuten Fördergebieten“ bis zu 30.000 Euro. Darüber hinaus bietet die Gesellschaft Meilenstein zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und niedergelassenen Haus- und Fachärzten Weiterbildungen an. Ziel ist es, die komplette Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner anbieten zu können.

Als Wohnorte kommen Lingen und Meppen in Frage

Lisa Böttcher hat sich noch nicht entschieden, wo im Emsland sie arbeiten möchte. „Das hängt von den freien Stellen ab. Ich bin relativ flexibel“, sagt die 26-Jährige. Mit ihren Eltern hat sie Fahrradtouren hierher unternommen und war auch mal mit dem Kanu auf der Hase unterwegs. Sie empfindet die Menschen im Emsland als sehr entspannt. Als Wohnorte kommen für sie vor allem Lingen und Meppen infrage. Selbstständig niederlassen will sie sich direkt nach dem Studium jedoch nicht. Zunächst will sie in einer schon bestehenden Praxis mitarbeiten.

Über die Weiterbildungsgesellschaft Meilenstein bekommt Böttcher schon jetzt die Möglichkeit, die Kliniken im Emsland kennenzulernen. Während einer Summer School in Lingen hörte sie Vorträge und absolvierte praktische Übungen im Bonifatius-Hospital. Auch das Krankenhaus in Thuine konnte sie schon besichtigen. Neben solchen Veranstaltungen organisiert das Team von Meilenstein jährliche Treffen zu Silvester, bei denen sich die Stipendiaten des Landkreises Emsland untereinander kennenlernen und austauschen können.

Text: Jana Probst