Tradition mit Zukunft im Emsland
Anders als andere ländliche Regionen wächst und floriert das Emsland bis heute. Das Berlin-Institut hat die Faktoren für das emsländische Erfolgsrezept heraus gearbeitet.
Studie des Berlin-Instituts über das Emsland

Tradition mit Zukunft: Emslandmacher packen an

Das Emsland ist eine wirtschaftlich erfolgreiche Region mit niedriger Arbeitslosigkeit, wettbewerbsfähiger mittelständischer Industrie und stabiler Bevölkerungszahl, obwohl das Emsland zum, wissenschaftlich gesprochen, „dünn besiedelten ländlichen Raum Deutschlands“ zählt. Woran das liegt, hat im März 2017 eine Studie des Berlin Instituts untersucht.

Das Emsland ist eine wirtschaftlich erfolgreiche Region: Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, weil eine wettbewerbsfähige mittelständische Industrie für gute Jobs sorgt. Die Bevölkerungszahl ist stabil, obwohl das Emsland zum, wissenschaftlich gesprochen, „dünn besiedelten ländlichen Raum Deutschlands“ zählt. Diese Regionen sind in Deutschland und ganz Europa aufgrund des demografischen Wandels vom Niedergang bedroht. Aber nicht das Emsland. Das Emsland ist anders.

Die Bevölkerung im Emsland wächst

Das Emsland wächst und floriert bis heute. Die meisten dünn besiedelten Regionen schrumpfen, weil die jungen Menschen abwandern, um vor Arbeitslosigkeit oder Trostlosigkeit zu fliehen, und weil die gebliebene Bevölkerung still und langsam altert. Aber während die Einwohnerzahlen in Niedersachsen und Deutschland seit der Jahrtausendwende eher stagnieren, hat das Emsland um 20 Prozent zugelegt.

Herausragendes wirtschaftliches Wachstum

Auch wirtschaftlich ist das Emsland auf Wachstumskurs: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und sie stellen neue Arbeitskräfte ein. Die Pro-Kopf-Wirtschaftskraft liegt im Emsland über dem niedersächsischen und dem bundesweiten Durchschnitt. Nicht einmal strukturell vergleichbare Kreisregionen in Bayern hatten ein höheres Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner als das Emsland. Sehen lassen kann sich auch das Beschäftigungswachstum im Emsland. Seit 1980 hat die Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs um rund 75 Prozent zugenommen.

Grundlage für die emsländische Erfolgsstory

Warum ist das Emsland so erfolgreich? Das Berlin-Institut antwortet ganz lakonisch: „Die Erklärung ist so einfach wie banal: Es liegt, und das zeigen viele Studien zur Entwicklung im ländlichen Raum, an den Menschen.“

Diese Menschen sind mit Ideen und Tatkraft ans Werk gegangen, ihre Machermentalität ist tief in den Emsländern verwurzelt. Vor 60 Jahren gab es außer Torfabbau und Agrarwirtschaft keine größeren Wirtschaftszweige. Sie sind es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, weil es früher gar nicht anders ging und sie als Bewohner einer einst strukturschwachen Region lange auf sich selbst gestellt waren. Aus dem wenigen, was sie hatten, haben sie viel gemacht – und aus der harten Zeit einen unerschütterlichen Glauben an die eigenen Fähigkeiten mitgenommen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Heute steht das Emsland bestens da.

Zusammenhalt schafft Erfolge und motiviert

Aus der Notwendigkeit heraus sind im Emsland Strukturen zur Selbsthilfe entstanden, die Versorgungslücken bis heute erst gar nicht entstehen lassen. Sie werden von verschiedensten Sport-, Heimat- oder Schützenvereinen, von der Nachbarschaftshilfe und von den Kirchen getragen. Während diese Form der Zivilgesellschaft anderswo angemahnt wird und zerbricht, bindet sie die Emsländer zusammen. Sie bezieht auch Zugezogene mit ein und schafft ein Verantwortungsgefühl, das auch die Jungen anspricht. Diese sind ungewöhnlich heimatverbunden und kommen nach Ausbildung und Studium häufig ins Emsland zurück, um Karriere und Familienleben zu beginnen.

Die Emsländer haben einen gesellschaftlichen Zusammenhalt organisiert, der es möglich macht, dass viele an dem Aufschwung mitwirken und von ihm profitieren können. Ihr vielfältiges Engagement schafft ein attraktives Lebensumfeld, das die Menschen mit ihrer Heimat verbindet und auch Zuzügler von außen anlockt. Längst ist dieses Engagement zu einem Markenzeichen der Region geworden, was kürzlich auch die Studie „Von Kirchtürmen und Netzwerken“ des Berlin-Instituts bestätigt hat. Im Emsland ist man Zuhause bei den Machern.