Im Emsland und im Islandpferdereitverein hat Christina Almandoz eine neue Heimat gefunden. Von der Freiheit, der Natur und der guten Infrastruktur profitieren nicht nur sie und ihr Pferd, sondern die ganze Familie.

England, Island, Emsland

Sie kam aus Newcastle, ihr Pferd aus Island. In Lingen haben sich die zwei getroffen. Christina Almandoz und Soldis fra Hvammi sind über einen langen Umweg ins Emsland gekommen. Gemeinsam genießen sie hier die Freiheit und die Natur.

Das erste Mal sitzt Christina mit drei Jahren auf dem Pferderücken. Damals lebt die Tochter zweier Tierärzte noch in Bremen. Nach dem Lehramtsstudium geht es für die junge Frau nach England. In Newcastle unterrichtet sie Kunst. In der nordenglischen Stadt lernt sie auch ihren zukünftigen Mann kennen. Riccardo aus Trinidad und Tobago ist Öl- und Gaspipeline-Ingenieur und bereit für die Liebe nach Deutschland zu ziehen. Der gebürtige Karibe findet im Emsland einen Job: bei Rosen in Lingen. “Ich wusste überhaupt nicht, wo Lingen liegt”, erinnert sich Christina Almandoz.

Als sich die beiden die Stadt zum ersten Mal ansehen, ist gerade Kivelingsfest. “Auf den ersten Blick fanden wir die Stadt total niedlich”, erzählt die Bremerin, “alles war so kompakt und die Innenstadt einfach süß.” Inzwischen haben die beiden geheiratet, zwei Kinder bekommen und ein Haus gebaut. “Seitdem wir hier leben, wissen wir die Vorteile der Stadt noch mehr zu schätzen”, sagt Christina, “du hast hier keine Staus und kannst überall mit dem Rad hin.” 

Schnell Kontakte geknüpft

Mit dem Rad ist sie in nur fünf Minuten am Reitstall Strodt. Dort steht seit 24 Monaten ihr neuestes Familienmitglied: die Stute Soldis fra Hvammi. Das Emsland hat die Frau aus der Hansestadt wieder ans Reiten gebracht. “Das erste Mal bin ich im Urlaub wieder aufs Pferd gestiegen”, erinnert sich Christina Almandoz, “da waren wir an der Ostsee bei einem Islandpferdegestüt und mein Mann hat gesagt, ‘du bist jedes Mal so glücklich, wenn du vom Reiten kommst.’” Zurück in Lingen macht sich Christina auf die Suche nach einer Reitgelegenheit. Dass Lingen eine Hochburg der Islandpferdereiterei ist, wusste die gebürtige Bremerin bis dato gar nicht. Eine Schülerin erzählt ihr vom ortsansässigen Islandpferdeverein. Schnell sind die ersten Kontakte geknüpft und Termine für einen Reitunterricht ausgemacht.

Im Islandpferdereitverein (IPRV) lernt sie auch Maike Morbach kennen, die mehrfach im Jahr hier Kurse gibt und sich mit Christina zusammen auf die Suche nach einem eigenen Pferd macht. In die sechsjährige Soldis hat sich Christina gleich “schockverliebt”, wie sie sagt. Keinen Kilometer von der Reitanlage des Vereins entfernt findet sie einen Stellplatz für die Stute. Dort lebt Soldis in einer kleinen Islandpferdeherde mit Offenstall und Weidegang. “Und das im Vergleich zur Großstadt sehr günstig”, wie Christina verrät. “Außerdem habe ich hier neben der Reitanlage des IPRV mit Ovalbahnen und Dressurviereck auch den Laxtener Wald vor der Tür mit einem riesigen Reitwegenetz.” Vom Emsland sind nicht nur Christina und ihr Pferd begeistert, sondern auch ihre ganze Familie. Ihre Eltern sind vor einigen Jahren schon von der Weser in eine Altbauwohnung an den Lingener Marktplatz gezogen. “Mein Vater hatte erst sehr große Vorbehalte gegenüber dem Emsland”, räumt Christina ein. Aber die Fußgängerzone, die Ruhe und die kurzen Wege, hätten ihn dann doch schnell überzeugt. “Im Gegensatz dazu waren meine Brüder sofort begeistert von der Stadt. Und die zwei leben in Lyon und Boston. Also auch nicht schlecht.”

Nicht nur die funktionierende Infrastruktur, auch die Emsländer selbst haben es der jungen Familie Almandoz leicht gemacht, in der Region Fuß zu fassen. Allein durch die Nachbarschaft im Neubaugebiet und die junge Belegschaft der Firma Rosen haben sich viele Kontakte ergeben. Die emsländische Unternehmensgruppe unterhält zudem eine Kindertagesstätte und betreibt eine eigene bilinguale Schule. “Das waren für uns als Eltern natürlich ideale Bedingungen, um selbst arbeiten zu gehen.” Christina Almandoz ist inzwischen nicht nur am Haselünner Gymnasium als Lehrerin beschäftigt, sondern leitet auch das Medienzentrum in Lingen, das “übrigens kostenlos” Fortbildungen und Material für Pädagogen anbietet, wie Christina Almandoz betont. “Oft höre ich von den Kollegen, dass die Kinder hier auf dem Lande einfach viel schöner und freier aufwachsen können als in der Stadt.” 

Kinder genießen die Freiheit

Dass ihre eigenen Kinder im Emsland zwar recht behütet und dennoch mit viel Freiheit aufwachsen, weiß die junge Mutter zu schätzen. Ob ihnen irgendwann die Kleinstadt nicht mehr reichen wird? “Womöglich, aber: Lingen liegt auch richtig, um mal wegzufahren. Von hier aus ist man doch schnell am Meer oder auch im Ruhrgebiet.”