Von den Reisfeldern Asiens kennt man die imposanten Wasserbüffel. Eine stattliche Herde ist aber auch im Emsland zuhause. Hier pflegen die Tiere ganz nebenbei die Moore.
Wasserbüffel: seltene Schönheiten im Moor

Exotische Bullen in Fullen

Heino ist mit seinen acht Jahren im besten Mannesalter. Und das beweist er in jedem Sommer aufs Neue. Denn dann werden seine Kälber geboren. Brownie und ihre Töchter Alessia und Bonita haben das vergangene Jahr mit dem Bullen im Fullener Moor verbracht. In diesem Sommer bringen sie ihren Nachwuchs zur Welt. Dass sich die Wasserbüffel an der Ems wohlfühlen, beweisen diese Zuchterfolge.

Die beiden Freunde Simon Schmidt und Michael Engling haben 2017 die ersten Büffel in den Landkreis geholt. „Wir hatten einfach so die Idee, dass es schön wäre, Tiere ganz frei und natürlich auf der Wiese zu halten“, erinnert sich Simon Schmidt. Die beiden Bauernsöhne stießen dann auf einen Hessen, der seine kleine Wasserbüffelherde aufgeben wollte. „Wasserbüffel sind sehr robust. Die Weidehaltung, wie wir sie uns vorgestellt hatten, also das ganze Jahr über, sollte mit diesen Tieren kein Problem sein,“ erzählt Simon Schmidt. Die zwei Freunde fuhren nach Fulda. „Als wir die Tiere auf dem Hänger hatten und dann Richtung Heimat fuhren, ging uns aber ganz schön die Düse“, erinnert sich der Sozialpädagoge.

Landschaftspfleger mit langen Klauen

Ein ausgewachsener Wasserbüffel bringt es auf rund 600 Kilogramm Lebensgewicht, die Hörner können Spannweiten von bis zu zwei Metern erreichen. Die Tiere gelten aber als äußerst zutraulich, friedliebend und folgsam. Mittlerweile schneidet Simon Schmidt selbst dem Bullen die Klauen, wenn sie dann doch zu lang werden. Aber eigentlich sind die langen Paarhufe ihr Markenzeichen und auch ihre Stärke. Im Fullener Moor, dort wo noch vor kurzem Torf abgebaut wurde, sorgen die Büffel für eine Renaturierung der Landschaft. „Wasserbüffel sind hervorragende Landschaftspfleger“, erklärt Michael Engling, „besonders an feuchten Standorten wie hier, wo Rinder oder auch Schafe an ihre Grenzen stoßen, kommt der Wasserbüffel gut klar.“

Seine langen Klauen kann das Tier weit spreizen und damit mühelos durch den Morast stapfen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Meppen und dem NABU-Emsland-Mitte beweiden de Büffel eine Fläche im Fullener Moor. Hier fressen sie fast alles, aber vor allem die vielen kleinen Birken, die hier aufschlagen und den Boden auf Dauer austrocknen würden. „Und die Wasserbüffel halten die Flächen frei, was neuen Lebensraum für bodenbrütende Vögel und Amphibien birgt“, erklärt der Landwirt, der einen Hof mit Milchkühen und Bio-Legehennen betreibt.

Emsland bietet optimale Bedingungen

Die Wasserbüffel sind genügsam. Sie kommen locker mit zweistelligen Minusgraden klar. Ihre Haut ist extrem dick und das Fell dicht. Im Sommer suhlen sie sich in den Wasserlöchern. Erkrankt ist noch keiner ihrer Schützlinge. In drei Herden halten die beiden Büffelzüchter ihre Tiere. Gute zwei Dutzend sind es inzwischen. „Behalten können wir nicht alle“, räumt Simon Schmidt ein. Die Damen dürfen meist bleiben, aber die männlichen Tiere stehen mit drei bis vier Jahren, inzwischen meist zum Ochsen geworden, auf dem Schlachtplan. „Wir bringen die Tiere zur Fleischerei Rathsmann nach Lünne“, erklärt Schmidt. „Da stehen sie dann noch eine Nacht und können nochmal zur Ruhe kommen.“ Simon Schmidt hatte eigens einen Jagdschein gemacht, um die Tiere auf der Weide zu erlegen. „Das wäre eigentlich für alle die schonendste Lösung“, sagt er. Aber die Vorschriften und Regularien sind kompliziert und mit der gefundenen Metzgerei gibt es eine gute Zusammenarbeit.

Fettarm, nährstoffreich, leicht nussig

Büffelfleisch hat im Vergleich zu herkömmlichem Rindfleisch verhältnismäßig geringe Fett- und Cholesterinwerte, dafür aber überproportional viel Eisen und Protein. „Ideal für Sportler“, wirft Schmidt ein. Büffelfleisch ist sehr mager, aber dennoch sehr geschmackshaltig: „Es hat eine nussige Note, sagen die meisten.“ Das Büffelfleisch vertreiben die beiden Emsländer über einen Online-Shop und ausgewählte Metzger in der Region, zum Beispiel Volmer in Meppen. Auch Gastronomen wie das Hotel von Euch in Meppen oder Bakkers auf dem Twist bringen den Büffel regelmäßig auf die Speisekarte.

Einfach einen eigenen Büffel leasen

„Fleisch aus nachhaltiger und naturnaher Produktion wird ja immer beliebter“, weiß Michael Engling, „mehr und mehr Leute hinterfragen die Aufzuchtbedingungen. Viele würden gerne selbst ein Tier großziehen und ihr eigenes Fleisch produzieren.“ Vor diesem Hintergrund haben die Jungunternehmer das Büffel-Leasing erfunden. „Die Leute können sich hier ein Kalb aussuchen oder reservieren und die Aufzucht begleiten. Sie sind hier willkommen, können mithelfen und das Tier beobachten“, erklärt Schmidt. „Wir haben da ganz unterschiedliche Modelle. Das will auch jeder ganz individuell handhaben.“ Eins haben aber alle Tiere gemeinsam: Ein ganz unbeschwertes Leben in relativ unberührter Natur.