Lingen hat eine außergewöhnliche Theaterszene zu bieten. Hier gibt es nicht nur die kleinste Marionettenbühne Norddeutschlands, hier ist auch das größte Kindertheaterfest der Welt entstanden.
Vom größten Weltkindertheaterfest bis zur kleinsten Marionettenbühne

Lingen macht viel Theater

Die Bretter, die die Welt bedeuten, liegen zahlreich in Lingen an der Ems. Es gibt ein riesiges internationales Festival für Kindertheater, ein Theaterpädagogisches Zentrum, ein Marionettentheater, das Internationale Fest der Puppen, die städtische Bühne und das Burgtheater. Dort spielen die Studenten. Denn in Lingen kann man Theaterpädagogik sogar studieren.

“Theater ist Leben”, wusste schon Norbert Radermacher. Der Gymnasiallehrer baute in den 1980er Jahren das Theaterpädagogische Zentrum auf und veranstaltete 1990 das erste Welt-Kindertheater-Fest (WKT). Seither findet das Kindertheater-Fest alle zwei Jahre statt. Und das auf der ganzen Welt. Bisherige Stationen gab es in der Türkei, in Dänemark, Japan, Kuba, Russland, Australien und Kanada. Alle vier Jahre kehrt das WKT in seine Geburtsstadt Lingen  zurück. Und dann steht die Stadt Kopf. Fast so viele Gäste wie Einwohner werden dann auf dem Festivalgelände erwartet. Rund 300 Kinder aus 20 Nationen spielen auf den Bühnen der Stadt mit “enormer Kraft“ und „ganz eigener ästhetischer Qualität“, wie Norbert Radermacher es formulierte. Eine gute Woche präsentieren die Theatergruppen aus der ganzen Welt ihre Stücke, tauschen sich in Symposien aus und bevölkern den Festivalpark rund um das Theater an der Wilhelmshöhe. Untergebracht sind die meisten von ihnen in Gastfamilien.

Das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ) Lingen hat sich seit den 1980er Jahren zur Aufgabe gemacht, den Menschen möglichst vielfältige kulturelle und ästhetische Fähigkeiten zu vermitteln, mit denen sie sich künstlerisch und gesellschaftlich ausdrücken können.  Theater, Spiel, Tanz und Zirkus werden hier unterrichtet. Die kleinen und großen Schüler haben in dem historischen Professorenhaus die Möglichkeit, mit allen Sinnen zu lernen. Die Schulung von Wahrnehmung, Ausdruck und Gestaltung sollen sie befähigen, ihre Welt aktiv mitzugestalten: “Wir fördern transdisziplinäres Denken und unvoreingenommenes Handeln in einer wertschätzenden Atmosphäre”, heißt es beim TPZ. Das TPZ gilt als größte Fort- und Weiterbildungseinrichtung dieser Art in Deutschland. Neben Kursen und Workshops gibt es regelmäßige Aufführungen der Amateure und ein Studioprogramm mit Kleinkunst für Kinder und Erwachsene.

Im Professorenhaus am Universitätsplatz ist auch das Lingener Marionettentheater beheimatet. Viel Platz braucht die etwa 40 mal 60 Zentimeter große Bühne allerdings nicht. Und auch nur 18 Zuschauer finden in dem Miniaturtheater Platz. Dafür werden dort große Stoffe und eine riesige Portion Spielvermögen präsentiert. Die erste Aufführung fand hier 1997 statt. Die etwa 15 Zentimeter großen Puppen brachten den Don Juan auf die Bühne. Das Marionettentheater zeigt dem Zuschauer, wie im 18. und 19. Jahrhundert die damals weit verbreiteten Marionettentheater ihre Stücke aufgeführt haben und hält sich in Marionetten, Bühnenbildern und den Requisiten an eine historisch detailgetreue Wiedergabe der damaligen Aufführungspraxis. Aufgeführt werden historische Bühnenstücke und Opern.

Alle zwei Jahre sind internationale und innovative Puppenspieler in Lingen zu Gast. Bereits 20 mal hat sich hier die professionelle Szene getroffen. Neben hochkarätigem Figurentheater für Kinder und Erwachsene gibt es ein Fachforum in Kooperation mit dem Institut für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück und dem Europäischen Theaterhaus geben. gespielt wird im Professorenhaus, auf dem Universitätsplatz, im Central Kino, im Zirkuszelt auf dem Marktplatz und im Theater an der Wilhelmshöhe. 

Am Campus Lingen kann man sogar seinen Bachelor in Sachen Theater machen. In sieben Semestern Vollzeit werden dort Theaterpädagogen ausgebildet. Die Theaterpädagogik verbindet Bildungswissenschaften mit der Kunstform Theater. Theaterpädagogen arbeiten an Theatern, in sozialpädagogischen Projekten, als Lehrer an Schulen und Schauspielschulen aber auch in der Wirtschaft in den Bereichen Personalentwicklung, Rhetorik und in der internen Kommunikation. Ausprobieren können sich die Studenten im eigenen Burgtheater. Die Bühne versteht sich als Ideenlabor, Werkstatt und experimentelle Plattform. Ihre Projektarbeiten können die Studenten hier vor Publikum aufführen. Die Gäste sind anschließend eingeladen, sich mit den Präsentierenden auszutauschen und anregende Diskussionen zu führen.