"Wir wussten überhaupt nicht, was auf uns zukommt, aber niemand sollte sagen, wir hätten es nicht probiert.“ Tobias Mielke

Großes Kino

Tobias Mielke und Christof Sick kämpfen mit dem Kulturzentrum Centralkino Lingen e.V. für kulturelle Vielfalt im Emsland

Seit Kindertagen ist Tobias Mielke ein echter Kinofan. An seinen ersten Besuch im Centralkino in Lingen, wo seine Leidenschaft geweckt wurde, erinnert er sich noch sehr gut: „Anfang der 80er Jahre haben wir hier das Dschungelbuch geschaut. Es folgten unzählige weitere Filme, aber das war der Startschuss.“ Heute leitet er den Kulturzentrum Centralkino Lingen e.V. als Geschäftsführer und macht gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern das kulturelle Leben im Emsland ein Stück bunter.

1911 kaufte Heinrich Heskamp, der Großvater der heutigen Vermieter-Familie Dittmer, die Gaststätte Lambers. Von einem Aufenthalt in den USA, wo sich zu dieser Zeit die Filmindustrie gerade erst entwickelte, brachte er den ersten Projektor mit und begann, im Hinterzimmer der Gaststätte Filme zu zeigen. In den Folgejahren entwickelte sich aus der kleinen Abspielstädte das Centralkino. Knapp 100 Jahre später, in 2008 wurde es vorläufig geschlossen, denn der Betrieb rechnete sich einfach nicht mehr. Tobias Mielke erzählt: „Daraufhin kam Marleen Oberthür, die Vorsitzende des Lingener Kunstvereins auf mich zu. Ich habe Filmwissenschaft in Berlin studiert und gemeinsam beschlossen wir, dass wir das Ende des Nischenkinos in Lingen nicht so einfach akzeptieren wollten. Wir wussten überhaupt nicht, was auf uns zukommt, aber niemand sollte sagen, wir hätten es nicht probiert.“

Macher unter sich

Ziemlich schnell fanden sich acht Gründungsmitglieder für einen gemeinnützigen Verein zusammen. Auch die Politik, hier in Person von Oberbürgermeister Heiner Pott, und das Kulturamt unterstützten das Vorhaben. Doch ohne engagierte Macher ging es nicht. „Von Anfang an hatten wir Spezialisten in unserem Team – Leute, die sich mit Technik auskannten oder solche, die Kontakte zu Sponsoren hatten. So konnten wir auch unsere ganz verschiedenen Ideen unter einen Hut bringen, das war ein echter Lernprozess in den ersten Jahren“, berichtet Christof Sick, Vorsitzender des Vereins.

 

Der 52-Jährige wurde in Stuttgart geboren und zog wegen der Arbeit ins Emsland. Er weiß: „Im Emsland gibt es einen großen Kreis von Interessenten, die sich für Kino abseits des Mainstream begeistern. Gerade auch Mitarbeiter der großen umliegenden Firmen sind oft sehr dankbar, wenn sie nach ihrem Umzug ‚in die Provinz‘ herausfinden, dass es hier ein Programmkino gibt.“  Der Verein ist in der emsländischen Kulturlandschaft gut vernetzt und kooperiert zum Beispiel mit dem Campus Lingen, der VHS, der Kunstschule und der Tafel. Im Kinosaal finden zudem auch Veranstaltungen und Lesungen statt, beispielsweise zählt Heinz Strunk zu den „Stammgästen“ an der Marienstraße.

Einzigartig im Emsland

Echt Konkurrenz hat das Centralkino im Emsland zugegebenermaßen nicht. Die nächsten Häuser, die aktuelle Arthousefilme und Werke aus den Wettbewerben der großen Filmfestivals zeigen, finden sich in Osnabrück oder Münster. Während andere kleine Kinos nach und nach ihre Türen schließen mussten, hat sich das Centralkino ein treues Publikum erarbeitet. Auch viele Studenten statten der Kulteinrichtung einen Besuch ab, insbesondere, wenn der (Münsteraner) Tatort kostenlos über die Leinwand flimmert. Im Kiosk gibt es Popcorn und Getränke zu kaufen. Ermöglicht wird das von vielen fleißigen Ehrenamtlichen.

„Unser Verein hat 160 Mitglieder, aktiv bewältigen wir den Betrieb mit rund 20 bis 25 Leuten. Tobias ist der einzige Hauptamtliche, alle anderen kümmern sich in ihrer Freizeit um den Kiosk, die Technik und so weiter. Wie viel Zeit der Einzelne investiert, ist jedem selbst überlassen. Fest steht aber, dass der Betrieb nur so gut läuft, weil wir nicht kommerziell sind und das Team toll funktioniert“, beschreibt Christof Sick das Engagement Freiwilligen. Tobias Mielke ergänzt: „Wir sind aber immer auf der Suche nach helfenden Händen. Ohne die geht es nicht!“